Brief an die Aktionärinnen und Aktionäre

2017 war das Jahr, in dem Sulzer den Aufschwung beim Bestellungseingang und bei der Profitabilität eingeleitet hat. Dieser Trend hält auch im Jahr 2018 an. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs haben wir beim Bestellungseingang in sämtlichen Divisionen eine starke Dynamik gespürt. So erhöhte sich im ersten Halbjahr 2018 der Bestellungseingang gegenüber der Vorjahresperiode um 11.6% (6.5% organisch). Alle Divisionen verzeichneten ein organisches Wachstum des Bestellungseingangs.

Mehr Bestellungen in allen Märkten ausser im Energiemarkt

Mit Ausnahme des Energiemarkts haben sämtliche Märkte zum höheren Bestellungseingang beigetragen. Im Bereich Verarbeitung im Öl- und Gasmarkt (Downstream-Segment) war im letzten Jahr der Beginn einer Erholung zu erkennen, welche dieses Jahr auch das Upstream-Segment erfasste. Während die Volumen wieder anziehen, erwarten wir einen fortdauernden Preisdruck bis ins Jahr 2019. Die Bedingungen auf dem globalen Energiemarkt sind nach wie vor anspruchsvoll. Auf dem Servicegeschäft für Gasturbinen lastet weiterhin Preisdruck, und die Anzahl der konventionellen Kraftwerkprojekte geht weltweit zurück. Der Wassermarkt entwickelt sich für unser Unternehmen sehr gut. Dabei hilft auch die jüngst getätigte Akquisition von JWC Environmental, LLC (JWC). Das Marktsegment allgemeine Industrie verzeichnet ebenfalls Wachstum und zeigt äusserst positive Trends. Der Bestellungseingang konnte in allen Regionen gesteigert werden, am stärksten in Nord-, Mittel- und Südamerika (20.1%).

Wir haben im ersten Halbjahr 2018 eine gute Geschäftsdynamik gespürt und gehen davon aus, dass sich dieser Trend in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird.

Greg Poux-Guillaume CEO

Der Umsatz erhöhte sich um 10.5% (5.4% organisch). Das operative EBITA verzeichnete ein zweistelliges Wachstum, vor allem aufgrund der höheren Volumen und weiterer Kosteneinsparungen. Im Vergleich zur Vorjahresperiode stieg die operative EBITA-Marge (operative ROSA) im ersten Halbjahr 2018 von 7.4% auf 8.5%.

Sparziel für das Gesamtjahr schon erreicht

Die Ausweitung des Sulzer Full Potential-Programms (SFP) zahlt sich aus, ohne uns dabei zu behindern, von der Markterholung zu profitieren. Sulzer gelang es, sein inkrementelles Einsparungsziel für das Gesamtjahr in Höhe von CHF 25 Millionen schon in der ersten Jahreshälfte zu erreichen. Damit haben wir die Möglichkeit, mit vorgezogenen Massnahmen in diesem Jahr schrittweise Einsparungen von CHF 35 Millionen zu erzielen. Per Ende 2018 summieren sich die Gesamteinsparungen dann auf CHF 220 Millionen. Das wird dazu beitragen, den anhaltenden Margendruck in den Energiemärkten zu kompensieren. Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Sparziel von insgesamt CHF 230 Millionen erreichen, die ab 2019 vollständig wirksam werden. 

Anpassung der Berichterstattung an IFRS 15

Sulzer hat die Rechnungslegung an den neuen Standard IFRS 15 angepasst. Die Tabellen in Anmerkung 13 der Konzernrechnung zeigen die Auswirkungen der neuen Rechnungslegungsstandards auf die Konzernrechnung. Die Anwendung von IFRS 15 hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Konzernrechnung.

Optimierung des Finanzierungsmix

Mittels einer am 6. Juli 2018 in zwei Tranchen emittierten Anleihe von CHF 400 Millionen am Schweizer Kapitalmarkt hat Sulzer deutlich an finanzieller Flexibilität gewonnen. Die erste Tranche von CHF 110 Millionen hat eine Laufzeit von zwei Jahren, einen Coupon von 0.25% und wurde zu einem Emissionspreis von 100% begeben. Die zweite Tranche über CHF 290 Millionen hat eine Laufzeit von fünf Jahren, einen Coupon von 1.3% und wurde zu einem Emissionspreis von 100% begeben.

Temporäre Sanktionen ohne langfristige Auswirkungen

Am 6. April 2018 stufte das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des U.S. Department of the Treasury unseren damaligen Hauptaktionär Renova als sanktioniertes Unternehmen ein. Daraufhin verhandelten wir mit Renova den Rückkauf von fünf Millionen unserer eigenen Aktien zum Preis von CHF 109.13, womit sich der Anteil von Renova an Sulzer auf 48.83% reduzierte. Das OFAC stimmte der Transaktion zu und bestätigte, dass wir nicht länger als Teil der Renova-Gruppe angesehen werden. Damit waren wir von den Sanktionen befreit.

Auch wenn die Sanktionen den Geschäftsgang in gewissem Ausmass störten, konnten wir das Problem innerhalb von drei Arbeitstagen lösen. Nach einer Woche war das Geschäft wieder im Normalbetrieb. Wir schätzen, dass uns durch die Sanktionen einmalige Kosten von signifikant weniger als CHF zehn Millionen entstanden sind, die als nicht operativ verbucht werden. Wir rechnen nicht mit langfristigen Auswirkungen auf die Leistung von Sulzer.

Wir haben mit Renova einen zeitlich unbeschränkten Preisanpassungsmechanismus verhandelt. Sollte Sulzer die Aktien zu einem Kurs von weniger als CHF 109.13 wieder verkaufen, wird Renova das Unternehmen für die Differenz vollumfänglich kompensieren.

Änderungen im Verwaltungsrat und in der Konzernleitung

Jill Lee war sechs Jahre lang Mitglied des Verwaltungsrats und zuletzt Vorsitzende des Prüfungsausschusses von Sulzer. Sie wechselte per 5. April 2018 als Chief Financial Officer in die Konzernleitung. Sie hatte sich nicht zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat von Sulzer gestellt.

Michael Streicher, der mehr als zwanzig Jahre im Pumpengeschäft von Sulzer tätig war, trat am 1. Januar 2018 die Nachfolge von César Montenegro als Leiter der Division Pumps Equipment und als Mitglied der Konzernleitung von Sulzer an. César Montenegro trat in den Ruhestand.

Wegen des verringerten Aktienbesitzes und des neuen Status als Minderheitsaktionär von Sulzer hat Renova seine Vertretung im Verwaltungsrat per 28. Mai 2018 reduziert. Axel Heitmann, das von Renova entsandte Verwaltungsratsmitglied mit der kürzesten Amtsdauer, hat seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat erklärt. Der Verwaltungsrat von Sulzer setzt sich jetzt aus sieben Mitgliedern zusammen, von denen vier unabhängig sind.

Wir sind davon überzeugt, dass wir das richtige Führungsteam und die richtige Führungsstruktur haben, um Sulzer zu neuen Höhen zu führen.

Peter Löscher Verwaltungsratspräsident

Gezielte Akquisitionen zu vernünftigen Preisen 

Sulzer erwarb im Januar 2018 JWC, einen führenden Anbieter von Anlagen für die kommunale und industrielle Abwasserreinigung. Mit der Übernahme ergänzten wir unser Portfolio mit neuen Produkten und verbesserten unseren Zugang zum wichtigen kommunalen Abwasserreinigungsmarkt in den USA.

Wir halten weiterhin Ausschau nach passenden kleinen bis mittelgrossen Akquisitionskandidaten. Unsere Strategie, das vorhandene Kapital gezielt für die Akquisition von vernünftig bewerteten Unternehmen einzusetzen, zahlt sich weiterhin aus.

Höhere Prognosen für Bestellungseingang und Umsatz

Die gute Leistung im ersten Halbjahr hat Sulzer dazu veranlasst, seine Prognosen für den Bestellungseingang und Umsatz für das Gesamtjahr 2018 anzuheben. Unter Berücksichtigung von Akquisitionen und bereinigt um Währungseffekte rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg des Bestellungseingangs um 7% bis 10% (bisher 5% bis 7%) und des Umsatzes um 6% bis 8% (bisher 4% bis 6%). Die Prognose für die operative EBITA-Marge (operatives EBITA in Prozent des Umsatzes) von 9.5% wird bekräftigt.

„Schneller und besser“ – nach diesem Motto haben wir in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gelebt. Wir werden weiter daran arbeiten, noch schneller, besser und flexibler zu werden, wovon unsere Kunden und Sie – unsere geschätzten Aktionärinnen und Aktionäre – profitieren werden. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen in unser Unternehmen.

Freundliche Grüsse

Peter Löscher
Verwaltungsratspräsident

Greg Poux-Guillaume
CEO